BURDEN CALLS ist das fünfte Studioalbum der Band ASTPAI aus Wiener Neustadt, das am 22. August 2014 erschienen ist – also am selben Tag wie unsere Sendung. Klar, dass ich das Album unbedingt vorstellen musste, nachdem Zock von ASTPAI Anfang 2014 mit A WILHELM SCREAM und KMPFSPRT bei uns zu Gast war und ich dadurch überhaupt erst auf die Band gestoßen bin. Seitdem läuft ihre letzte Platte EFFORTS AND MEANS bei mir ‚rauf und ‚runter und ich bin gespannt gewesen auf das neue Album.
Zuerst bin ich nicht allzu überwältigt gewesen von dem neuen Werk, trotzdem befindet sich die CD ja immer noch in meinem Player, auch eine Woche später – irgendwas muss dann doch dran sein. Und es ist einiges dran!
Als ich die Platte das erste mal gehört habe, hab‘ ich mich irgendwie mehr an eine Stadien füllende Rockband erinnert gefühlt als an eine Punkband. Die Mucke ist sehr riffbasiert, aber gut, das hatten ASTPAI auch schon vorher an sich. Trotzdem hat sich so mancher Song angehört, als wäre er von den Foo Fighters mitgeschrieben worden, was jetzt nicht unbedingt was schlechtes ist, aber eben nicht das, was ich mir davon erwartet habe.
Und dann ballert Resignation (Track 9) ‚rein und hat erst mal alle Zweifel wieder ausgelöscht. Gleichzeitig hat er mir aber vor Augen geführt, nach welchen oberflächlichen Kriterien ich das Album hier gerade beurteile – als ob ’ne gute Punkrock-Platte immer automatisch aus rasend schnellem Ufta-ufta, heiserem Gekrächze und rauen Gitarrenklängen bestehen müsste! Also noch ein paar mal durch gehört, und mit jedem Durchlauf hat sie mir schon besser gefallen.
Aber warum? Erstmal klingt BURDEN CALLS überhaupt richtig gut, also von der Produktion her. Vielleicht deswegen diese komische Foo Fighters-Assoziation; so einen guten Sound erwartet man nun mal nicht von Punkbands, zumindest nicht von ASTPAIs Größe (nichts für ungut, Jungs). Es macht aber viel aus, denn es betont wunderbar das Zusammenspiel von diesen fast schon klassischen Leadgitarren-Melodien und dem oft mehrstimmigen Gesang. Und es passt echt gut hier hin – fühlt sich weder zu dick aufgetragen, noch irgendwie fehl am Platz an. Schöner runder, melodiöser Punkrock. Und da steh ich ja drauf!
Generell klingen die Songs auch alle richtig gutgelaunt, also so grundlegend positiv, wo du nach ein paar mal Hören einfach anfängst, mitzusingen. Nur wenn du dann irgendwann (wie ich) die Texte nachschlägst, stellst du wie so oft fest, dass es inhaltlich viel dramatischer ist – und hier sogar wirklich buchstäblich dramatisch. Offenbar sind die Lyrics hier alle miteinander verbunden, teilweise finden sich ganze Strophen aus dem einen Song in einem späteren Song wieder, mit angepasster Melodie. Das ist geil, denn es macht ganz deutlich, dass hier eine Story erzählt wird. Es gibt ’nen Protagonisten, über den wir erzählt bekommen, der zwischendurch aber auch selbst zu Wort kommt.
Worum es in dieser Geschichte jetzt tatsächlich geht, das ist dann wahrscheinlich wieder Interpretationssache. In meiner Interpretation jedenfalls geht es um einen jungen Mann, vielleicht Anfang 20, der nicht weiß wo er hin will, was er sein will – kein untypisches Motiv. Will er einen sicheren Job, der dafür überhaupt nicht fordernd und auf lange Sicht frustrierend ist? Oder geht er das Risiko ein und macht etwas völlig ausgefallenes, was ihn persönlich erfüllt, aber möglicherweise total überfordert und im schlimmsten Fall ganz schnell wieder kaputt macht? Natürlich letzteres – aber sowas geht eben nicht immer gut. So auch nicht beim Protagonisten, der nach seinem Höhenflug ganz schnell wieder auf die „kalte, harte Erde“ stürzt.
Gut, vielleicht lieg‘ ich damit total falsch, aber ist ja auch egal. Für mich macht’s Sinn, und viel wichtiger: Irgendwie kann ich mich gerade richtig damit identifizieren. Sowas hat man natürlich öfter, dass ein Song mal was voll auf den Punkt bringt was man gerade fühlt. Aber wie oft macht das ein ganzes Album?
Und das ist der Grund, warum ich BURDEN CALLS von ASTPAI so schnell nicht in meinem Regal verstauben lasse.
Album-Stream: